Herzlich willkommen!
Nach der Inszenierung von
"... denn sie wissen nicht, was sie tun" nach dem US-Kultfilm
im Schuljahr 2013/2014 haben sich Schillers Freu(n)de dieses Jahr das Stück "Die
Katze auf dem heißen Blechdach" von Tennessee Williams vorgenommen.
Das Theaterstück ist nicht nur ein moderner Klassiker in den Spielplänen aller
großen Bühnen, sondern dürfte der älteren Generation vor allem durch die
berühmte Verfilmung mit Liz Taylor und Paul Newman bekannt sein - die allerdings
erheblich von der Theaterfassung abweicht.
Zum Inhalt:
Der Plantagenbesitzer und Millionär Big Daddy feiert seinen 65. Geburtstag. Er
ist sterbenskrank, was seine Familie ihm aber verheimlicht. Trotzdem versucht
man ausgelassen zu feiern. Doch für Maggie, seine Schwiegertochter, ist die
Situation schier unerträglich. Sie fühlt sich wie eine Katze, die so lange auf
dem heißen Blechdach steht, bis ihr die Pfoten verbrennen. Ihr Mann Brick ist
zum Trinker geworden und hält sie auf Distanz. Sein Bruder Cooper und dessen
gebärfreudige Frau Mae versuchen mit allen Mitteln, das Erbe von Big Daddy für
sich zu gewinnen. Der jedoch möchte es lieber seinem Lieblingssohn Brick
vermachen, sieht jedoch die Gefahr, dass wegen dessen Kinder-losigkeit der
Erhalt des Besitzes gefährdet ist. Schließlich kommt es zur großen Abrechnung,
in der niemand ungeschoren davon kommt.
"Die Katze auf dem heißen Blechdach" ist eines der berühmtesten Dramen des
amerikanischen Realismus, für das Tennessee Williams 1955 den Pulitzerpreis
erhielt. Er zeichnet darin das erschütternde und eindringliche Psychogramm einer
Familie, deren Lebenslügen sich verselbständigt haben und die sich gegenseitig
das Zusammenleben zur Hölle gemacht hat.
"Der Vogel, den ich im Netz dieses Stückes fangen möchte, ist nicht die Lösung
eines psychologischen Problems eines Einzelnen. Ich möchte den Wahrheitsgehalt
von Erlebnissen innerhalb einer Gruppe von Menschen darstellen, jenes flackernde
umwölkte, schwer zu fassende, aber fieberhaft mit Spannung geladene
Zusammenspiel lebendiger Wesen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise."
(Tennessee Williams)
Den Titel "Cat on a Hot Tin Roof" leitete Tennessee Williams von einer
amerikanischen Redensart ab, die auf jemanden gemünzt ist, der leidet, sich aber
nicht zu retten versucht.
Zu dem Stück existieren verschiedene Schluss-fassungen - welchen Ausgang wir für
unsere Inszenierung gewählt haben, sei hier nicht verraten.
"Die Katze auf dem heißen Blechdach" erzählt nicht nur vom Zerfall einer
Familie, es zeigt uns den Zusammenbruch einer ganzen Werte- und
Gesellschaftsordnung. Big Daddy, ein Selfmademan, der sich sine Existenz aus dem
Nichts geschaffen hat, verkörpert wie kein anderer das Fortschrittsversprechen
des American Dream. Seine Nachfolge ist heute, in den Zeiten der Globalisierung,
ungeklärter denn je.
Das Stück - sowie die von uns bisher erarbeitete Inszenierung - reflektiert
ebenso unseren gesellschaftlichen Alltag: Die "Katze" ist ein vitales,
explosives Bühnenstück mit sarkastischen Dialogen über den Verlust
zwischenmenschlicher Beziehungen und gestörte Kommunikation, über Verlogenheit,
Heuchelei und Selbsttäuschung. Ein Theaterstück von großer Emotionalität und
viel schwarzem Humor - ein hoher Unterhaltungswert sollte damit garantiert sein.
Dr. H.-P. Goldberg
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