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Im Schuljahr 2009/2010 bringen
Schillers Freu(n)de gleich zwei Inszenierungen zur Aufführung. Nach
Igor Bauersimas "norway.today" folgt nun "Café Umberto" von Moritz Rinke.
Stück 2: Moritz Rinke: "Café Umberto"
Die Handlung
Der Titel dieses Theaterstücks (dessen Erstaufführung im Amateurtheater
Sie übrigens erleben) kommt von einem kleinen Café in einem Arbeitsamt
einer in die Krise geratenen Kommune. Seinen Namen hat es von seinem
gutmütigen, stummen Betreiber Umberto, einem Immigranten aus Andalusien.
Hier treffen sich die lokalen Arbeitslosen um sich gemeinsam ihrem Elend
hinzugeben oder kühne Theorien zum Umsturz des alten „Systems“ und zum
Aufbau einer neuen, nicht nur leistungs- und profitorientierten
Gesellschaft zu entwickeln: Der erfolglose halbtschechische Musiker Jaro
und die talentierte, jedoch genauso erfolglose Modedesignerin Jule, der
Ex-Unidozent Anton mit seiner ständig unzufriedenen Frau Paula, einer
auftragslosen Malerin, der ehemalige Erdkundelehrer Lukas, der vor dem
Erfolg seiner Frau, der TV-Moderatorin Sonia, flüchtet und nicht zuletzt
der arbeitslose Landwirt August Kück, der sein Leben in Form eines
Papierstapels vor sich herträgt. Außerdem ist da noch die Leiterin des
Arbeitsamtes, Frau Herzberg, die hilflos dabei zusehen muss, wie auch ihre
Identität durch die fortschreitende Rationalisierung und Automatisierung
langsam annulliert wird.
Zwischen der unsteten, fast orientierungslos wirkenden Jule und Jaro, dem
Romantiker, mit dem beinahe naiven Optimismus entwickelt sich eine zarte
Beziehung, die jedoch von Anfang an durch die Arbeitslosigkeit beider
bedroht wird.
Die Beziehungen der beiden anderen Paare stehen schon seit längerem auf
der Kippe. Der sensible Anton kann die ständigen Vorwürfe seiner Frau
Paula, die an unerfüllten Leben verzweifelt, nicht mehr hören. Und der
desillusionierte Lukas spitzt den von Neid und Eifersucht geprägten
Konflikt mit seiner Freundin Sonia durch ständige Sticheleien noch zu. Ob
die Beziehungen den zahlreichen Prüfungen des Arbeitslosenalltags
standhalten können, ist unklar.
Klar ist jedoch, dass die Probleme der Paare alle auf ein gemeinsames
Grundproblem zurückzuführen sind: Sie alle sind intelligente, gebildete
Menschen, deren unterschiedliche Begabungen nur einfach nicht zu den
Anforderungen des Arbeitsmarktes passen wollen. Diese Tatsache hat
gewaltigen Einfluss auf ihr Leben und ihre privaten Beziehungen. Sie
müssen sich mit absurden Jobangeboten herumschlagen, nur damit am Ende
„Erwerb“ dabei herauskommt. Einige begehren dagegen auf, andere beugen
sich ihrem Schicksal, andere wissen scheinbar keinen Ausweg...
Das Grundthema des Stücks – Arbeitslosigkeit – ist heute immer noch von
ungeheurer Aktualität. Rinke inszeniert allerdings kein typisches
Arbeitslosenstück mit sozialem Zeigefinger, sondern eine humorvolle
Erzählung über das Innenleben arbeitsloser Menschen, mit intelligenten,
gesellschaftskritischen Umdenk-Anstößen gespickt.
„Kann man über Arbeitslosigkeit noch schreiben? Grundsätzlich nein,
jedenfalls nicht auf die herkömmliche, gutgemeint sozialkritische Art...
Der einzige Weg zu diesem Thema ist der Umweg. Und eine solche, sehr
persönliche Abschweifung ins Herz der Sache hat Moritz Rinke mit seinem
(...) Stück gewagt: ‚Café Umberto’ ist kein Arbeitslosen-Drama, es sind
drei Liebesgeschichten aus der Arbeitslosigkeit.“
John von Düffel, (Dramatiker und Romancier)
Anna Wagner
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