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Das Blut / 2003

Kleine Inhaltsangabe

Nach der Horváth-Inszenierung im vergangenen Schuljahr haben Schillers Freu(n)de, die Theater-AG des Schiller-Gymnasiums, dieses Jahr ein Stück des katalanischen Erfolgsdramatikers Sergi Belbel ins Programm genommen: „Das Blut“.
Es behandelt eine hochaktuelle Thematik:
Die Frau eines hochrangigen Politikers, eine Philosophieprofessorin, ist von Geiselnehmern in ein Verlies verschleppt worden. Sie begreift die Ausweglosigkeit ihrer Situation, denn sie scheint in dem über die Medien öffentlich ausgetragenen Machtpoker zwischen Regierung und Terroristen keine Chance zu haben. Alle verbleibende Energie richtet die Frau auf ein kleines Mädchen, das bei den Geiselnehmern aufwächst.
Während die Entführte um ihr Überleben kämpft, wechselt die Handlung auf Schauplätze des „normalen“ gesellschaftlichen Lebens, erlebt der Zuschauer die Reaktionen meist Unbeteiligter: Ein junges, sehr schüchternes Paar trifft sich im Park, Polizisten vespern vor ihrem Revier, die Geliebte des Politikers genießt ihr Leben in luxuriöser Umgebung. Diese Szenen aus der gesellschaftlichen „Oberwelt“ sind teilweise von großer satirischer Kraft; es wird deutlich, wie wenig die Situation der Entführten wirklich verstanden und nachempfunden wird, denn letztlich überwiegen die Alltagsprobleme aller Beteiligten. Dennoch werden sie mehr oder minder aus diesem Alltag, der in seiner Banalität absurd und komisch zugleich wirkt, herausgerissen. Das 1999 in Barcelona uraufgeführte Stück (Deutsche Erstaufführung: Nationaltheater Mannheim 2000) erörtert vorsätzlich keine Ursachen für Machtmissbrauch und Terrorismus, weist aber umso eindringlicher auf gesellschaftliche Konsequenzen hin.
Nach den Anschlägen vom 11.09.2001, der seit diesem Datum anhaltenden Terrorismus-Debatte, der Gewalteskalation in Israel und Palästina, den Attentaten von Bali und Djerba sowie nicht zuletzt dem anhaltenden ETA-Terror im Heimatland des Autors nimmt „Das Blut“ eine einzigartige Stellung in der europäischen Theaterlandschaft ein. Als einziges Stück von Rang untersucht es das Phänomen Terrorismus „von innen“: Wie gehen Menschen in solchen Extremsituationen miteinander um, welche Mechanismen spielen bei Tätern, bei Opfern und bei vermeintlich Unbeteiligten eine Rolle?
Das Stück enthält zwar keine Gewaltszenen, sollte aber wegen der Ernsthaftigkeit der Thematik und mancher, menschlich sehr anrührender Sequenzen erst von Jugendlichen ab 14 Jahren besucht werden.

Hans-Peter Goldberg