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Presseecho!

Heidenheimer Zeitung, 15. Mai 2007:
WCM Heidenheim: Schillers Freu(n)de“ mit starker Premiere
Hochexplosives Sittenbild mit Musik
Der tägliche Wahnsinn: „Baden gehn“ mit der Theater-AG des Schiller-Gymnasiums


Wenn man knapp drei Stunden lang baden geht, dann kann schon mal die Haut schrumpeln. Bei dem „Baden gehn“, das „Schillers Freu(n)de“, die Theatergruppe des Schiller-Gymnasiums Heidenheim, auf die Bühne gebracht hat, schrumpelt gar nichts: nicht die Lust und das Vergnügen an der Inszenierung – und nicht das Hirn.
Denn das Sittenbild mit Musik, das am Samstag in der WCM Premiere hatte, gibt bei aller gelungenen Unterhaltung einigen Stoff zum Nachdenken. Die Geschichte aus der Feder von Volker Ludwig und Franziska Steiof vom Grips-Theater Berlin spielt in der finanziell klammen Bundeshauptstadt, in einem aus Kostengründen geschlossenen Freibad, in dem sich aber dennoch aus alter Gewohnheit eine bunt gemischte Truppe einfindet.
Eine Truppe aus Menschen, die allesamt keiner geregelten Arbeit nachgehen: das frühpensionierte Lehrerehepaar (Mirjam Abele und Adrian Haardt), die arbeitslose Alleinerziehende aus dem Osten (Laura Weber), die bei dem türkischen Reinigungsfachmann in spe Ergün (Barlas Yildiz) Schutz und Geborgenheit sucht, während Sohn Lutz (Niklas Goldberg) zur Null-Bock-Generation gehört; der in zwielichtigen Projekten und Drogen verstrickte John (Robert Schönfelder) und sein verzweifelt auf Jobsuche befindlicher Freund Alex (Carsten Heinrich), das Straßenmädchen Lea (Johanna Steckeler), der Obdachlose Leo (Alexander Rieger), der schneidige Hauptmann der Reserve Markus Meier (Jens Kellner) und die beiden Freundinnen Kati (Jana Remus) und Jessica (Kristina Sudelkyte), die unterschiedlicher nicht sein können: Während erstere pflichtbewusst nach Job und wahrer Liebe sucht, ist letztere nur auf Männerfang aus, um sich die sorglose Existenz sicherzustellen: „Das ist die Emanzipation des 21. Jahrhunderts“.
Nicht nur unter den Freundinnen, unter der gesamten Badegesellschaft prallen die unterschiedlichsten Lebensentwürfe und die unterschiedlichsten Arten des Scheiterns aufeinander. Und diesen Dauerlauf ins Leere stellt die begabte Truppe unter der Regie von Hans-Peter Goldberg sehr subtil dar und schafft es, dabei eine sehr natürliche Alltäglichkeit mit all ihren Spannungen und Aggressionen herzustellen, die über die beachtliche Distanz von fast drei Stunden durchweg trägt.
Lebendige Dialoge, in denen stets der Samen für Streit gesät wird, prägen die Inszenierung. Wenn die ihre Arbeitslosigkeit Pflegende auf den gutsituierten Frührentner trifft, wenn John ein Königreich für einen Nervenkitzel geben würde und Alex dasselbe für einen Arbeitsplatz, wenn Hauptmann Meier ein zackiges „Haltung!“ gegen den Selbstmord anbringt, dann birgt das jede Menge Sprengstoff, den die Spieler exakt zu zünden wissen.
Sehr geschickt baut das Ensemble Zeitlupen und Wiederholungen ein, die zum einen gekonnt ausgeführt werden, zum anderen auch dafür sorgen, dass Verblüffung und Spannung nie abreißen. Auch musikalisch meistern sie ihre Sache unter der Leitung von Yvonne Niess sehr beachtlich: Schließlich hat jeder der Spieler auch mindestens eine Gesangsnummer, in der eingängige Melodien mit durchaus kritischen Texten die Situation untermalen.
Wenn etwa Türke Ergün feststellen darf, die Deutschen lebten so gegen die Natur, das Volk müsse ja untergehen, und dann der schmissige Song „Bergab geht's leichter“ kommt, dann ist das einer der zahlreichen Momente der Inszenierung, in der die Finger sehr direkt auf die Wunden Deutschlands gelegt werden.
Der Titel „Baden gehn“ mag durchaus zweideutig gemeint sein, eindeutig ist hingegen, dass Schillers Freunde mit dieser Inszenierung ganz sicher nicht baden gegangen sind.

Marita Kasischke
* Weitere Vorstellungen am 16., 19., 20. und 24. Mai sowie am 17., 19. und 21. Juni, jeweils ab 19.30 Uhr im WCM-Gebäude (Eingang Tanzschule Wrede). Karten sind unter anderem im Ticketshop des Pressehauses Heidenheim erhältlich.
Quelle


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Quelle Heidenheimer Neue Presse, 15.05.2007